Nummer – Zeitschrift für Kultur in Würzburg und Kathmandu
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Short Cuts & Kulturnotizen

Unlängst – Gerade soeben – Demnächst!
Was nicht dem Vergessen anheim fallen sollte – eine ganz subjektive Auswahl der Redaktion, nicht minder subjektiv kommentiert.


Eine Mischung aus jungen, engagierten Neumitgliedern und bewährten erfahrenen Kräften wählte die Mitgliederversammlung des Dachverbandes Freier Würzburger Kulturträger (DFWK) bei der gut besuchten Jahreshauptversammlung am 12. März in den neuen achtköpfigen Vorstand. Bestätigt wurden Berthold Kremmler als Vorstitzender, Ralf Duggen (U&D) und Manfred Kunz (Filminitiative) als Stellverteter, sowie Dagmar Barthel (Omnibus) als Kassenverantwortliche. Komplett neu besetzt wurde die Regie der Beisitzer mit Antje Molz (AG Festkultur), Amrei Schmitt (Tanzspeicher), Angelika Summa (freischaffende Künstlerin) und Thomas Wachter (VKU).
Der frische Schwung soll in den kommenden Wochen in folgende Aktivitäten umgesetzt werden: Treffen des Vorstandes mit dem neuen Kulturreferenten Muchtar Al Ghusain, Vorbereitung und Durchführung einer verbandsinternen Veranstaltung mit dem Referenten, Besuch der von LEPORELLO organisierten Diskussionsveranstaltung im Hofkeller (22. April, 17 Uhr), und die Beschäftigung mit dem rigiden Verhalten der Stadtverwaltung gegenüber Straßenmusikern. Darüber hinaus sollen eine aktualisierte Homepage und ein regelmäßiger Info-Rundbrief die interne Kommunikation verbessern, ein Informations-Flugblatt die Außendarstellung und Gewinnung neuer Mitglieder erleichtern. (maz)


Drei Mal ist nicht genug – die 3. Verleihung des »Preises für junge Kultur«

Eigentlich wäre der Sachverhalt so einfach: Ein rühriger Veranstalter mit Herz für junge Kultur (Ralf Duggen) angelt sich einen großzügigen Sponsor (Distelhäuser Brauerei) und hebt einen Preis aus der Taufe. Um ihm ein bißchen Renommee zu geben, bezieht er die Stadt mit ein: Die jüngsten Stadträte dürfen bei der Kür der Kandidaten mitwirken.
Es ist ein Kulturpreis, und so müßte doch eigentlich klar sein, daß der Kulturreferent für die Preisverleihung und die Veranstaltung die erste Adresse ist.
Pustekuchen. Man sieht es am Foto in der Main Post: Das Goldkind in der Mitten ist nicht ein Preisträger und nicht der Kulturreferent und auch nicht der Sponsor, sondern, Sie haben es erraten, aber doch wieder nur fast: nicht die Oberbürgermeisterin, sondern ihre Stellvertreterin. Die hatte damit nun wahrhaftig zu keinem Augenblick etwas zu tun. Das ist der Feinsinn, den die Kulturschaffenden so lieben, weswegen sie sich auch so nennen. Und der Kulturreferent und der Kulturmanager saßen brav im Publikum und nickten gequält …
Übrigens war dann natürlich auf dem Foto kein Platz mehr für Wolfgang Salomon, dem Prinzipal des Theaters am Neunerplatz, das die größere Hälfte des Preises abbekam.
Die zweitschönste Information – nach der Bekanntgabe der Preisträger – war die Zusage der Distelhäuser Brauerei, den Preis auch weiterhin zu garantieren, denn er war zunächst nur für drei Jahre ausgelobt. Vielleicht überlegt sich die Stadt in ihrer obersten Verwaltungsetage doch einmal, ob sie nicht statt des Protokolls ein bißchen Fingerspitzengefühl heranzüchten könnte, wenn sie schon finanziell nichts beitragen will.
Außer dem Theater am Neunerplatz erhielten die Preise übrigens drei Musiker, die alle eins verbindet: sie gehören zum Umkreis des »Musikbahnhofs«. Es sind dies Ingolf Rein, Achim Bierbrauer und die Brüder Frank und Basti Wegner, alle in verschiedenen Formationen wichtige Beiträger zum Würzburger Musikleben in der Sparte Rock und Pop. (bk)


22. März, 21 Uhr – Jugendkulturhaus Cairo

Naked Lunch waren wieder da – zum zweiten Mal nach ihrem Auftritt mit Musik-Film-Projekt »Sperrstunde« beim 32. Internationalen Filmwochenende 2006. Und gaben am 22. März im Cairo ein Konzert, das bereits jetzt im Frühjahr schon einen Höhepunkt des noch jungen Konzertjahres 2007 markiert: Elegisch, getragen, melancholisch, wehmütig, ja geradezu weihevoll und doch nie jene Grenze berührend, wo die musikalisch entfachten Emotionen in Kitsch umkippen. Denn neben aller Gefühligkeit, die das Leben zwischen Schmerz und Hoffnung in seiner traurigen Tristesse auf den so nie gehörten musikalischen Punkt bringt, ergehen sich die vier Kärntner nie in einem modisch-schicken Depri-Klischee wie weiland Human League. Dafür sind Naked Lunch viel zu vielseitig, risikofreudig, abwechslungsreich, widerborstig, schräg und überraschend.
Zusammengehalten wird die disparate Harmonie durch die magischen Stimmen von Gitarrist Oliver Welter und Bassist Herwig Zamernik. Es sind Stimmen, deren Klang direkt von den Ohrgängen ohne Umweg über die Gehirnwindungen in die Herzen all jener geht, die noch fühlen können. Welter und Zamernik transportieren die Brüchigkeit der Welt so unmittelbar, so kraftvoll, dabei die gesamte Bandbreite zwischen laut und leise auslotend, daß es einem richtig schummrig im Bauch wird.
Gleichzeitig umschmeicheln beruhigend sanfte Keyboard-Sounds, immer wieder umflort von elektronischen Soundcollagen, die rebellischen Magenwände: Du stehst da, siehst den Riß durch die Welt, durchs Cairo, durchs Leben gehen, und fängst an, dich der Verzweiflung über diesen Zustand auch noch zu erfreuen: die Dialektik der Welt aufgehoben in der die Seele tröstenden Wirkung der Musik von Naked Lunch.
So schön kann Pop-Musik, so schön, zum Dahinschwelgen und –schmelzen, unendlich schön zum Träumen und so schön brutal, wenn es plötzlich vorbei ist, das grelle Neonlicht die etwas feuchten Augen in Regenbogenfarben taucht und binnen Minuten auch noch alle Tonträger ausverkauft sind: Empfindungen mit Bestand für mindestens eine halbe Ewigkeit. (maz)


seit 31. März – Urspringen in der Rhön

»Knochenlese – Totentanz der guten Laune« heißt die »lebendige Auseinandersetzung mit dem permanenten Sterbeprozess einer postmortalen Existenzwahrnehmung«, die Malerei, Skulptur, Zeichnung und Drucke von Fatzo Seuberling und Jan Polacek im alten Schulhaus in Urspringen noch bis zum 22. April präsentiert. Aus Zeitgründen kann der angekündigte Artikel über Polacek, der seit 25 Jahren als freischaffender Künstler vom nördlichen Unterfranken aus wirkt, leider erst in der nächsten Ausgabe erscheinen. Die Ausstellung sei hier aber allen Kunstfreunden wärmstens empfohlen!
In der Disharmonie in Schweinfurt sind ebenfalls einige Arbeiten präsentiert, und zwar im neueröffneten Kneipenanbau am mainseitigen Ende. (jk)
www.janpolacek.de



9. April, 21 Uhr – Immerhin

Punk ist lebendiger denn je und feiert seine x-te Wiederauferstehung auch in den Nuller-Jahren dieses Jahrtausends. Eine musikalische Zeitreise von den Anfängen bis in die Gegenwart der US-Variante dieser Musikrichtung unternimmt die Übersetzerin Julia Gudzent in dem von ihr ins Deutsche übertragenen Buch »Punk DC – Dance of Days«. Der Untertitel »Washington Hardcore von Minor Threat bis Bikini Kill« beschreibt treffend den stilistischen und historischen Rahmen des im Ventil Verlag erschienenen Buches. Zusammen mit dem Musiker Greg MacPherson stellt Julia Gudzent das Buch am Ostermontag im Immerhin vor. (maz)


Paul Franke war im vergangenen Jahr unter den Kandidaten für den Utopian Art Prize, einem internationalen Kunstpreis, ausgeschrieben für die Künstler der Würzburger Partnerstädte. Zwei seiner Arbeiten waren damals von der Jury für die Ausstellung im Rathaus ausgewählt worden.
Vom 11. bis zum 27. April zeigt nun der Fotograf aus Suhl in einer Einzelausstellung im Künstlerhaus im Kulturspeicher seine »Reflexionen – Lichtbilder«. Man darf gespannt sein auf neue, vom Gegenstand befreite Fotografien. (as)
Vernissage ist am Mittwoch, den 11. April um 19 Uhr. Ausstellung geöffnet am Mittwoch und Donnerstag 9–18 Uhr, Freitag 14–18 Uhr.


Schnell und treffsicher muß Valentina Harth sein, wenn sie zeichnet – halten doch ihre unfreiwilligen Modelle nur selten vollkommen still. Von der letzten Reihe aus beobachtet sie die Musiker und die Zuhörer bei Konzerten und versucht, sie mit versiertem Strich aufs Papier zu bringen.
Eine ideale Gelegenheit dazu bietet für die aus Sibirien stammende und seit 2003 in Marktheidenfeld lebende Zeichnerin die Konzertreihe auf Schloß Homburg, welche der Konzertpianist und Musikwissenschaftler Michael Günther dort seit Jahren veranstaltet. Im Mittelpunkt steht dabei das Musizieren auf Originalinstrumenten der Barockzeit und der Klassik. Günther hat in seinem Domizil, das unter die nichtstaatlichen Museen Bayerns zu zählen ist, eine bedeutende Sammlung von Hammerflügeln, Tafelklavieren und Cembali zusammengetragen. Gemeinsam mit musikalischen Freunden läßt er diese bei den Kammerkonzerten erklingen.
Die zeichnerischen Momentaufnahmen von Valentina Harth sind aus Anlaß des 100. Schloßkonzertes in Homburg nun in einer Ausstellung im Schloß Homburg zu sehen. (as)
Eröffnet wird die Ausstellung am Samstag, den 14. April um 18 Uhr.
Danach ist die Ausstellung an den Sonntagen, 15. und 29. April, sowie am 6. Mai von 16 bis 18 Uhr zu besichtigen.
Dazu ein Hinweis auf die kommenden Konzerte im Stucksaal von Schloß Homburg:
Samstag, 14. April um 19 Uhr – »Vokal- und Instrumentalwerke von Georg Friedrich Händel« mit Charlotte Emigholz (Gesang), Regine Luy (Violine) und Michael Günther (Cembalo).
Samstag, 5. Mai um 19 Uhr – »Eine musikalische Reise durch die Länder Europas – Konzert zum Europatag« mit Reinhold Buhl (Violoncello) und Michael Günther (Cembalo).


21. April, 19.30 Uhr – Toskana-Saal der Residenz

Mit einem Festakt im Rahmen der Tagung »Humor – Leichtsinn der Schwermut« auf Burg Rothenfels, die sich mit dem Werk des Dichters Elazar Benyoëtz beschäftigt, wird am Abend der 70. Geburtstag begangen. Nach der Begrüßung durch Initiator Prof. Dr. Erich Garhammer und der Laudatio des Freiburger Germanisten Prof. Dr. Hans-Martin Gauger liest der 1937 in der Wiener Neustadt geborene Jubilar Texte und Aphorismen aus seinem Werk.
Seit der Flucht im Jahr 1939 lebt Benyoëtz in Tel Aviv und Jerusalem; nach ersten Gedichten in Hebräisch entdeckte er mit 16 Jahren die deutsche Literatur und Sprache für sich und publizierte seit den 1960er Jahren zahlreiche Bücher mit Essays, Aphorismen und Gedichten in deutscher Sprache. Stilistisch steht er in der Tradition eines Sören Kierkegaard, eines Karl Kraus und eines Kohelet, läßt mit dem »Ernst« des Humors den Esprit der Sprache aufleuchten – und erinnert so an die Zerstörung, die ihr drohte. (maz)

Das 5. Würzburger Flamenco-Festival 2007 beginnt am Samstag, 21. April, 20 Uhr, im Saalbau Luisengarten (Martin-Luther-Str. 1) mit Carina La Debla und ihrer Gruppe. In ihrem jüngsten Soloprogramm »Obra Flamenca«, was »Werk«, aber auch »Baustelle«heißt, werden Geschichten im Tanz erzählt; mit nur einem Stock, dem »Bastón«, vermitteln sich Gefühle wie Schmerz, Sehnsucht, Liebe, Ablehnung und Freude. Die Musiker sind mit dem Sänger Quisco de Alcalá, dem Flamencogitarristen Eduardo Trassiera und dem Perkussionisten Andrej Vujicic hochkarätig besetzt. »Obra Flamenca« ist ein nuancenreiches Feuerwerk aus Bewegung und Sinnlichkeit. Kartenvorverkauf im Falkenhaus, Tel. 09 31 / 37 23 98 | VVK: € 16, AK € 18 (keine weitere Ermäßigung).

Weiter geht es am Samstag, 28. April, 20 Uhr im Bechtolsheimer Hof (Hofstraße 16): Eli Molina y Grupo Alma Gitana zeigen Tanz voller Rebellion, Eleganz und Leidenschaft. Die Tänzerin Eli Molina beherrscht die Kunst, tief verwurzelte Traditionen mit einer »zigeunerhaft-dynamischen« Tanz-Variante zu etwas Neuem und Eigenem zuverschmelzen. Der Sänger Chiquilín de Córdoba aus Córdoba und Gitarrist Robert Collomb zeigen in ihrer Performance den Flamenco hochkomplex und doch frisch und flexibel, archaisch und zugleich zeitgenössisch. Ab 22 Uhr gibt es dann eine »Gran Fiesta« im Stil der spanischen Strassenfeste: DJ Dario schafft mit Flamenkito, Rumbas, Sevillanas und lateinamerikanischer Musik ein südliches Flair. Vorverkauf im Plattenladen H2O, Karmelitenstr. 28, 09 31 - 5 72 611 | Konzert (inkl. Fiesta): VVK € 10, AK € 12. Nur Gran Fiesta ab 22 Uhr: € 3 AK.

Montag, 30. April, Mainfranken Theater Würzburg, Großes Haus, 19.30 Uhr: Konzerthöhepunkt mit Antonio Andrade & Fiesta Flamenca. Virtuoses Gitarrenspiel, Gesang und temperamentvoller Tanz aus Sevilla: für den Zuschauer unverfälschter, ergreifender Flamenco. Antonio Andrade kommt mit einer neuen aufwühlenden Version seiner »Noches de Amor«, mit Ursula Rosalia Moreno, einer der Spitzen-Flamencotänzerinnen Spaniens, und der Neubesetzung Sergio Aranda, dem renommierten Tänzer aus Málaga. Preise zwischen € 13,50 und € 28,50. VVK: Mainfranken Theater, Kasse Tel. 09 31 - 39 08-124. Weitere Infos unter der Festival-Hotline: 09 31 - 2 87 67 49 oder www.salon77.de
Zur Rahmenveranstaltung gehört eine »Kulturelle Reise in die geheimnisvolle Welt des Flamenco« am Mittwoch, 25. April, Beginn 19.30 Uhr, im Restaurant de la Plancha (Grombühlstr. 21–23). Dieser Abend gibt einen Einblick in die Geheimnisse der Flamencokunst: eine Flamencodarbietung, moderiert von Künstlern, die in Würzburg leben. Erläuterungen besonders zu den Inhalten der verschiedenen Stile und Liedtexte sollen ein besseres Verständnis für die Komplexität dieser Folklore vermitteln, Regeln für eine gute Zusammenarbeit zwischen Tänzern und Musikern werden mit einer kurzen Performance als Beispiel verdeutlicht. Im Eintrittspreis enthalten ist ein Teller mit Tapas, um das gesellige Programm abzurunden. Mitwirkende: Mercedes Sebald Arguisuelas (Moderation), Bianca Salazar (Tanz), Amaia Icaza (Gesang), Robert Collomb (Gitarre), José Angel (Percussion). AK € 15 (inklusive ein gemischter Tapas Teller) – nur mit vorheriger Reservierung unter 09 31 - 3 20 64 44!
Vom 27.–29. April findet ein Tanz-Workshop mit Carina La Debal statt. Nähere Infos und Preise unter www.salon77.de (sum)


Abstrakte Lagepläne, großformatige, gemalte Topografien, die das Wesen der Orte spiegeln sollen, sind signifikante Markenzeichen der Homburger Künstlerin Gertrude Elvira Lantenhammer, mit denen sie in unseren Breitengraden bereits bestens bekannt geworden ist. Seit ein paar Jahren haben sich dazu auch nicht minder markante modellierte Köpfe gesellt, die sie in Installationen und Gemälden in Szene setzt. Einen Überblick ihrer Plastik und Malerei zeigt nun eine Ausstellung in der Bayern LB Galerie in der Brienner Straße 20 in München. Eröffnung ist am 27. April. Zu sehen sind die Arbeiten bis zum 24. Juni. (as)

1. Mai, 19.30 Uhr – Bockshorn, Würzburg

Mit einem Benefizkonzert startet Birgit Süß in den Wonnemonat Mai. Neben neu arrangierten Pop-Perlen präsentiert sie ungewöhnliche Versionen von Jazzstandards, die sie auf ihre unnachahmliche Weise ins Deutsche übertragen hat. Unterstützt wird sie an diesem Abend von Werner Goldbach am Piano, Felix Himmler am Baß und Christoph Holzhauser an den Drums. Der Erlös kommt dem Antonia-Werr-Zentrum zugute, einer Einrichtung, die sich schon seit vielen Jahren für in Not geratene Mädchen und Frauen engagiert. Die Oberzeller Schwestern, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Mädchen und jungen Frauen die Möglichkeit zu geben, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen und sich gegenüber sich selbst und anderen verantwortungsbewusst zu verhalten. (Sanne Bauer)
www.bockshorn.de | www.antonia-werr-zentrum.de


Altersfrisch – Filme von 1957

Bei Büchern ist es selbstverständlich, daß man nicht nur Ware mit Verfallsdatum kauft und nach der Lektüre wegwirft. Bis vor nicht allzulanger Zeit haben die Kinos noch regelmäßige Ausleseprogramme gezeigt, in denen man den Wandel der Geschichten, der Bilder, der Gesichter höchst aufschlußreich vor Augen geführt bekam. Ein einsamer Kämpfer für solche Programme ist immer noch Walter Stock, das VHS-Filmforum führt im CinemaxX Anfang Mai wieder mal die Lebendigkeit faszinierender älterer Filme vor …
Am 8. Mai um 17 Uhr: als erstes »Wenn die Kraniche ziehen« von Michail Kalatosow. Der Film, mit dem das »Tauwetter« in der Sowjetunion auch im Westen spürbar wurde, ein melancholische Liebesgeschichte aus Zeiten des Krieges, ohne HappEnd, in Schwarzweiß-Bildern wie aus der großen Stummfilmzeit, mit einer Gefühlsintensität weit enfernt von jeder sowjetischen Kunstdoktrin. Kein Wunder, daß er damals in Cannes eine Goldene Palme erhielt und die Schauspielerin Samoilowa zu Weltruhm kam und zum Schwarm auch westlicher Kinoliebhaber wurde.
Um 19 Uhr gibt es »Wilde Erdbeeren« von Ingmar Bergmann, der uns zur Zeit deutscher Schnulzenseligkeit zeigte, was europäisches großes, weises Kino ist und wie sehr der Lebensrückblick eines alten Mannes auch Jungen noch unter die Haut gehen kann. Dafür gab es den Goldenen Bären und viele andere Preise.
Und um 21 Uhr zwingt uns Stanley Kubrick in seinem ersten Meisterwerk »Wege zum Ruhm« mit einem unglaublich intensiven Kirk Douglas, über Krieg und Militärjustiz und Machtgier nachzudenken; einer der wenigen Filme, die man mit halbwegs gutem Gewissen »Anti-Kriegsfilm« nennen kann.
Am Mittwoch, 9. Mai um 15 Uhr: Einer der wenigen sehenswerten deutschen Filme dieses Jahres, ein vergnüglicher Blick auf das vergangene halbe Jahrhundert – »Wir Wunderkinder«, mit einem wunderbaren Robert Graf (dem frühverstorbenen Vater des Regisseurs) und einer Phalanx großer Schauspielerinnen (z. B. Elisabeth Flickenschildt, Liesl Karlstadt) und Schauspieler (z. B. Peter Lühr).
Die Gelegenheit für Leute, die den Film noch nie im Kino gesehen haben und sich überzeugen wollen, daß Kino auch schon früher eine sehenswerte Sache war.

Alle drei Jahre vergibt die Stadt Bad Brückenau den Valentin-Becker-Preis an deutschsprachige Chorkomponisten, und das schon seit 1953. Doch wer war Valentin Becker? Wem zu Ehren werden dieses Jahr wieder fünf Chorkomponisten mit dem begehrten Preis ausgezeichnet?
Valentin Eduard Becker (1814–90) war ein Kind Würzburgs und verbrachte in dieser Stadt sein gesamtes Leben. Er war Stadtkämmerer, leidenschaftlicher Sänger, auch Komponist zahlreicher Werke wie Messen und Opern – und als wichtigen Teil seines Lebenswerkes gründete er im Jahre 1847 den Würzburger Sängerverein, den er selbst 30 Jahre dirigiert hat. Diesen Sängerverein gibt es heute noch, seit bald 160 Jahren, er ist der älteste Gesangverein Würzburgs.
Seit 2001 vereint der Verein zwei Chöre: den Oratorienchor unter der Leitung von Matthias Göttemann und den Valentin-Becker-Chor mit seinem jungen Chorleiter Sebastian Glas.
Sebastian Glas hat die Leitung bereits im Oktober 2003 übernommen. Seither hat er den Chor kontinuierlich mit viel Engagement vorangebracht. Im Herbst 2005 schloß er das Studium der Musikwissenschaft an der Universität Würzburg ab und absolvierte das Schulmusikstudium für das Lehramt an Gymnasien an der Musikhochschule mit Auszeichnung.
Seit 2005 nahm er zusätzlich das Chorleitungsstudium auf und bringt dennoch viel Elan für seinen Chor mit. Ihm ist es zu verdanken, daß sich im Lauf der letzten Monate zahlreiche neue Sängerinnen und Sänger für die Chorarbeit begeistert haben; so beteiligen sich inzwischen 70 Frauen und Männer aktiv an den Proben.
Der Chor entfaltet eine rege Konzerttätigkeit, die Chorliteratur wird immer umfangreicher und anspruchsvoller: Alljährlich gibt der Valentin-Becker-Chor ein Adventskonzert, aus den jährlich im Frühjahr stattfindenden Würzburger Chormusiktagen ist er nicht mehr wegzudenken.
Beide Chöre, der Oratorienchor und der Valentin-Becker-Chor, treten am Samstag, den 12. Mai, aus Anlaß des 160jährigen Bestehens des Würzburger Sängervereins zusammen mit der Thüringer Philharmonie Gotha-Suhl zu einem großen Jubiläumskonzert im Würzburger Congress Centrum auf. Der Oratorienchor singt unter Matthias Göttemann die »Carmina Burana« von Carl Orff, der Valentin-Becker-Chor unter Sebastian Glas Auszüge aus dem »Frühling« und »Sommer« von Joseph Haydns »Jahreszeiten«. Beginn um 19.30 Uhr. (sum)
www.valentin-becker-chor.de | www.oratorienchor-wuerzburg.de