Nummer – Zeitschrift für Kultur in Würzburg und Kathmandu
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Joachim Schlotterbeck.
Portrait von Veit Relin, mit freundlicher Erlaubnis des Künstlers

Der Maler Joachim Schlotterbeck (1926–2007)

von Herbert Barthel

Am Abend des 16. März 2007 klangen sämtliche Glocken der Stadt und mahnten in Erinnerung an die Zerstörung Würzburgs. An diesem denkwürdigen Tag verstarb Joachim Schlotterbeck in seiner Wohnung in Würzburg.

Am 12. August 1926 in der Würzburger Rotkreuzklinik geboren, besuchte Joachim Schlotterbeck auf Wunsch seines Vaters, einem Weingroßhändler, von 1949–51 die Münchner Akademie der bildenden Künste bei den Professoren Joseph Oberberger und Emil Pretorius.

Das 1996 von Otto Schmitt-Rosenberger (1928–2004), einem frühen Weggefährten, verfaßte Porträt über Joachim Schlotterbeck schildert in Auszügen seine Persönlichkeit sehr treffend: »Schlotterbeck war begabt und war sich dessen auch bewußt. Er suchte schon als Knabe seine Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung fast ausschließlich im künstlerischen Bereich. Schlotterbecks künstlerischer Werdegang hatte nichts Eilfertiges; frühzeitig galten seine Bilder als Geheimtip unter seinen Freunden und bei einigen Lehrern. Erst nach einigen Jahren stellte er sich der Öffentlichkeit … Schlotterbecks Jungsein wurde damals vornehmlich als ein Anderssein empfunden; seine Arbeiten unterschieden sich von den Werken, die in den vorhergegangenen Jahrzehnten die fränkische Kunstlandschaft gekennzeichnet hatten, sie waren lebhafter, eleganter, wohl auch amüsanter. Das machte sie anziehend, verschafften dem jungen Künstler Anerkennung.

Schlotterbeck war nie progressiv. Doch ob er nun Stilleben malte oder Landschaften – letztere vornehmlich in südlichen Ländern, Figürliches, Menschen oder auch Katzen, Figurinen, meist kapriziöser Art, Wand- oder Bühnenbilder, zeitweise sogar apart Abstraktes – er erprobte, erkundete, verschwor sich keiner starren Linie.

Seine Bilder haben etwas leichthin Unwirkliches, sind launisch und voller Ästhetik. Der Maler ging oft auf Reisen, durchstreifte europäische und außereuropäische Länder. Er kehrte aber immer wieder und gerne nach Würzburg zurück, zur zweiten Heimat wurde ihm Sizilien. Dort, in Forza d’Agro, reizten ihn die prächtigen Farben, spornte ihn die wärmende Sonne zu neuen Taten an.

In Würzburg wohnte er jahrelang im »Geisterhaus« der Malerin Gertraud Rostosky, der Freundin Max Dauthendeys am Leutfresserweg, wohin immer wieder Schriftsteller, Maler, Journalisten, auch Bühnenkünstler zu Besuch kamen. Gertraud Rostosky, deren Mal- und Lebenskultur ihn beeindruckte, war auch, bevor er nach München zur Kunstakademie ging, seine Lehrerin.

Verbindungen zu knüpfen, auch zu Persönlichkeiten von Rang, schien sich für Schlotterbeck wie von selbst zu ergeben, er hatte auch die Gabe, unterhaltsam davon zu erzählen … Eine Passion, die ihn manchmal geradezu umtrieb, ihn gelegentlich vielleicht sogar das Malen vergessen ließ, ist das Sammeln. Nichts, woran ihm gelegen sein könnte, entging ihm, wenn er, wo auch immer, Antiquitätengeschäfte und Trödelläden aufsuchte oder einen Flohmarkt durchstöberte. So ist seine Wohnung zu einer Art Museum geworden:
Mitten in der Stadt, früher unter dem Dach des Falkenhauses, dann in einem Penthouse in der Plattnerstraße, war Schlotterbeck zu Hause, dorthin lud er gerne Gäste ein, präsentierte sich und seine Kunst.«

Seit März 2005, nach einem Schlaganfall, konnte Joachim Schlotterbeck nicht mehr malen, auch blieben ihm weite Reisen in seine zweite Heimat Sizilien versagt.

Wie soll man eine so komplexe Persönlichkeit wie Joachim Schlotterbeck noch beschreiben? Viele Journalisten, Kunstschaffende, Freunde haben dies in seinem 80jährigen Leben bei unzähligen Ausstellungs-Vernissagen, Geburtstagen, Ehrungen schon oft getan und doch nie die ganze Persönlichkeit einfangen können. Deshalb die kleine Hommage an einen Maler, Kunstsammler, Poeten und Lebenskünstler, der in der Würzburger Kunstszene nicht wegzudenken war und den viele Freunde, Künstler und Kunstinteressierte schon jetzt sehr vermissen.

Behalten wir ihn in Erinnerung als jenen zeitgenössischen Maler der die Sehgewohnheiten und die Kunstauffassung in Würzburg sehr beeinflußt hat. ¶