Nummer – Zeitschrift für Kultur in Würzburg und Kathmandu
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Editorial
nummer 25

Ha, Ihr Kleingläubigen und Zögerlichen,
Ihr ewigen Bedenkenträger!

Das hättet Ihr uns nicht zugetraut, daß trotz dieser über zweijährigen Fastenzeit punktlich zu Ostern unsere nummerfünfundzwanzig erscheint. Wir wissen doch, daß Ihr Wetten abgeschlossen habt von nummer zu nummer, das werde unsere letzte sein. In diesen wettsüchtigen Zeiten ist damit sicher mehr umgesetzt worden, als wir durch Abonnements Finanzspritzen erhalten haben.

Einen besseren Zeitpunkt, auf unser Gefährt aufzuspringen, als jetzt, find’st du nit: nie war die nummer preiswerter – bedenken Sie das berüchtigte Preis-Leistungsverhältnis, wir wissen uns vor zusätzlichen Seiten fast nicht zu retten. Unsere Autoren werden von Tag zu Tag klüger, sie schreiben über die entlegensten Sujets, derer sie im engen Würzburg habhaft werden können, sie versuchen sogar, die hiesige Spitzenintelligenz (man bedenke die Qualität und die Zahl der Hochschulen!) für sich zu gewinnen, auch wenn sich die noch manchmal ziert. Und wir fischen im Trüben der heranwachsenden intellektuellen Superstars. Unsere Offenheit kennt da keine Grenzen.

Und so können wir, mehr oder weniger stolz, auf ein stattliches Paket an Heften zurückblicken, in denen doch manch Interessantes steht.

Bedenken Sie: Gezählt haben wir nicht, aber die von uns gefüllten Seiten übersteigen die Zahl der Abonnenten um ein Erhebliches. Wenn wir diese Hefte einstens binden lassen (das ist in Vorbereitung, aber unsere Eitelkeit kennt nur fertige Produkte, die in den ersten Weinkellern einer würdevollen Wiedergeburt entgegenreifen), werden Sie einen echten Totschläger in der Hand halten und beim Blättern erschreckt feststellen können, was Sie alles nicht rechtzeitig wahrgenommen haben.

Und spätestens dann werden Sie wissen, daß Sie längst schon zu den Klugen hätten gehören wollen, die sich die nummer nach Hause schicken lassen, und das beruhigende Gefühl in sich spüren, daß Sie eine ordentliche Arbeit wenigstens minimal vergütet haben. Und, Hand aufs Herz, ist nicht allein schon unser unvergleichliches »ß« ein Grund, sich dieses Schriftbild immer wieder zur ästhetischen Bildung vor Augen zu halten? Dann wird Ihnen klar, daß man ein solches Organ nur angemessen würdigen kann, wenn man es nicht von irgendeiner Theke stibitzt, sondern nach ordentlicher Kaufmannsmoral auch bezahlt hat.

Dann, aber nur dann, hat man die volle Leselust, für die unsere nummer gemacht ist.

Die Redaktion.

PS: Abonnenten der nummer erhalten mit dieser Ausgabe ein Jubiläumsposter (A1, 4farbig) mit allen bisherigen Hefttiteln. Ihnen und allen anderen, die uns bisher unterstützt haben – vor allem auch den Inserenten – sei an dieser Stelle aufs herzlichste gedankt!