Nummer – Zeitschrift für Kultur in Würzburg und Bejing
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»Grau – teurer Freund …«

Kulturpreise an Anne Maar und Frank Markus Barwasser

von Berthold Kremmler

Das dürfte es so leicht noch nicht gegeben haben: Zwei Preise werden an sechs Personen verliehen. Wie geht das?

Es gab einmal ein Ehepaar mit Namen Grau, er Maler, Otto Grau, sie umtriebige Leiterin des Erlanger Kunstvereins, Hildegard Grau. Kinderlos und nicht unbetucht. Vor ihrem Tod läßt Frau Grau ihr Vermögen in eine Stiftung fließen, die zwar ihren Sitz in Mittelfranken hat, aber ausstrahlen möchte ins ganze fränkische Land, die »Otto und Hildegard Grau-Stiftung«. Und was das Schöne ist: der Preis ist auch noch respektabel ausgestattet, mit pro Preisverleihung stolzen 10 000 Euro. Das zaubert einigen Glanz in die Augen von Preisträgern wie Laudatoren, denn Geld macht bekanntlich sinnlich. Selbst für die Gäste bleibt noch ein Abglanz: Sie müssen nicht unbewirtet abziehen.

Dieses Jahr wird erstmals auch der gesamtfränkische Anspruch zelebriert: In Unterfranken, in Maßbach, wird der Preis verliehen, die Preisträger sind fest verankert in Unterfranken – die Prinzipalin des Maßbacher Theaters, Anne Maar, und der Würzburger Frank Markus Barwasser.

Doch was hat es mit den sechs Personen auf sich? Die beiden Preisträger lassen es sich auf der Zunge zergehen: Jeder ist eins und mehrere. Frau Maar leitet das Kindertheater und schreibt Kinderbücher, Frank Markus Barwasser hat sich so sehr in seine Kunstfiguren Erwin Pelzig, Hartmut und Dr. Göbel aufgefächert, daß er von Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen wegen der Preisverleihung berichten muß, wer denn nun die Auszeichnung entgegennehmen dürfe.

Preisträgerin Maar hat in ihr charmantes, kleines Theater eingeladen, die Stühle reichen gerade für alle Gäste, da kann die Stimmung nicht anders als prächtig sein. Übergehen wir die Begrüßungsansprachen, auch die Laudatoren – den Vater der Kinderbuchautorin, Paul Maar, und den Journalisten Andreas Radlmaier aus Nürnberg, man kann sich das ja alles vorstellen.

Nur eine kleine Bemerkung zu den Ausgezeichneten:Anne Maar erhält zum ersten Mal einen Preis, sie strahlt, wie man nur als junge Preisträgerin strahlen kann. Und liest voll Begeisterung ihr Kinderbuch »Pozor« vor, von einem im Innersten lieben Hund mit schrecklicher Stimme, der doch zum Schluß in die Familie aufgenommen wird. Das neue Glück hat Frau Maar so überwältigt, daß sie nicht einmal Exemplare zum Verkaufen und Signieren geordert hat – sie wären ihr aus der Hand gerissen worden.

Frank Markus Barwasser verschwindet rasch hinter der Bühne, taucht als Pelzig wieder hinter dem Vorhang auf. Ein verführerisches Brötchentablett vom anschließenden Empfang läßt er sogleich im Publikum kreisen. Dann legt er los, in seiner wunderbaren Mischung aus Witz, Information und verblüffenden Einfällen. Das wird sicher bald auch anderwärts zu hören sein. Nur eine herrliche Idee sei kolportiert: die großen Politiker als Sandkastenkinder. Wie Guido Westerwelle und Edmund Stoiber dabei »zur Kenntlichkeit entstellt« werden, das ist schon pfiffig.

Langanhaltender, verdienter Beifall für die beiden Preisträger.

Und eins sei noch erwähnt. Die Zwischenmusik, häufig ein Ärgernis eigener Art, wurde von vier Bläserinnen und Bläsern aus der Kreismusikschule Rhön-Grabfeld, dem Ensemble »wonderbrass«, dargeboten, mit Ernsthaftigkeit und Begeisterung, mit richtig ausgesuchten, den Fähigkeiten angemessenen Stücken, so daß man sich wirklich daran delektieren konnte. So viel Geschick und Können: Respekt.

Zum Schluß ein begeisterter Toast: Du glückliches Mittelfranken! Was für hochherzige Spender! Welch wirkungssichere Arrangeure!

Wenigstens ein Stadtrat aus Würzburg war dabei. Ob er sich erinnert? 70 000 Euro für ein Himmelfahrtsgeländer, die sind bei uns noch nicht vergessen! ¶