Nummer – Zeitschrift für Kultur in Würzburg und Weimar
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Die drei Galeristen in Caen: Joël Leloutre, Anni Bonnet und Gilgogué (von links nach rechts) preisen die UTOPIAN ART PRIZE-Aktien an.
Fotos: Angelika Summa

Hochkonzentriert: Anni Bonnet beim Aufbau der Ausstellung.

Würzburger Künstler in der Normandie

Utopian Art Prize 2005/2006 – ein Bericht aus Caen

von Angelika Summa

Kurz vor Weihnachten setzte uns eine Karte aus Caen die Pistole auf die Brust: Leider »en retard« (verspätet), dafür besonders herzlich ergehe die Einladung an die Künstler der Partnerstadt Würzburg, zur Teilnahme am »Utopian Art Prize«, dem Kunstpreis der Partnerstädte, stand da geschrieben. Vom 2. bis 22. Februar planen die drei teilnehmenden Galerien in Caen – ART 4, Plein Cadre und WAM – ihre Wettbewerbsausstellung. Und sie bitten um die Einreichung der Werke. Der Siegerin oder dem Sieger winke eine Einzelausstellung.

Nach einem telefonischen Rundruf bei BBK und VKU zeigten sich 16 Künstlerinnen und Künstler interessiert an diesem erstmalig ausgeschriebenen Kunstwettbewerb. Wir Organisatoren bedanken uns bei allen an dieser Stelle ausdrücklich für die spontane Bereitschaft zur Teilnahme und das dabei entgegengebrachte Vertrauen.

Mit den nahezu 100 Bildern im Auto brachen zwei der Organisatorinnen des »Utopian«, Hella Huber und Angelika Summa, Ende Januar nach Caen auf. Die rund 1000 km waren, abgesehen von einem kleinen Stau um Paris herum, gegen 22 Uhr abends geschafft. In Caen war es fast so kalt wie im winterlichen Würzburg. Unsere Unterkunft war privat und geradezu feudal.

Während der jahrelangen Vorbereitungszeit des Kunstwettbewerbs, mit gegenseitigen Besuchen hier und dort, wurden viele herzliche Kontakte geknüpft; entsprechend freundlich fiel die Begrüßung aus mit vielen Wangenküßchen links, rechts, links, rechts. Und so nach und nach fielen einem auch wieder ein paar korrekte französische Sätze ein.

In der Galerie ART 4 wurden alle Arbeiten ausgepackt. Zu viert ordneten und sichteten wir die Arbeiten. Die beiden Galeristinnen Annie Bonnet und Martine Grandcollot ließen sich die eine oder andere Arbeit oder Handhabung erklären; Burkhard Schürmanns kostbarer Kunstkisten-Inhalt durfte beispielsweise nur »avec les gants«, mit Handschuhen, angefaßt werden. Joël Leloutre in der Galerie »Plein Cadre« beklagt, daß ihm die Zeit davonlaufe, auch Gilgogué, Künstler und Galerist der Galerie »WAM«, trifft Vorbereitungen für den Aufbau der Ausstellung (die nun bis zum 25. Februar gezeigt wird). Helfen können wir Würzburgerinnen indes nicht, wir fahren zu einem Spaziergang ans Meer.

Die Ausstellungseröffnung wird um einen Tag verschoben, weil noch nichts so ist, wie es sein soll. Aber die drei Präsentationen in den drei Galerien sind schneller gehängt, als wir gedacht hatten. Jeder Künstler ist vertreten, wenn auch nicht mit allen mitgebrachten Werken, was dem Platzangebot in den doch recht kleinen Ausstellungshäusern geschuldet ist.

Nun kommt der spannendste Part, die Jurierung. Die Organisatoren des »Utopian Art Prize«, Sektion Caen, haben sich ein Punktesystem ausgedacht, das jeden einzelnen Künstler bzw. dessen Beitrag von eins (niedrigste Notierung) bis zehn (beste Notierung) in den Kategorien Beherrschung des Themas, Komposition, Originalität/Kreativität zuordnet. Und so sieht man z. B. Monsieur Eydoux, den Kulturbürgermeister von Caen, Mitglied der achtköpfigen »Utopianjury«, mit dem Notizbuch in der Hand von Galerie zu Galerie flanieren und Werke begutachten. Der Vorteil der drei beteiligten »Les Quatrans«-Häuser ist sicherlich ihre gegenseitige Nähe: Man muß keinen extra Jurytermin und –ort einberufen, der Juror muß nur ein paar Meter über den Platz gehen, und schon ist er in der nächsten Galerie.

Bei der Vernissage am 3. Februar erfahren auch wir das Ergebnis: Die Veitshöchheimerin Kathrin Feser ist die Gewinnerin des »Utopian Art Prize 2005/2006«. Wir gratulieren!

An dem Wettbewerb nahmen teil: Hanna Böhl, Paraschiva Boiu, Kathrin Feser, Margaret Hirschmiller-Reinhard, Constanze Hochmuth-Simonetti, Helmut Nennmann, Margret Radermacher, Norbert Schmelz, Andi Schmitt, Burkhard Schürmann, Peter Stein, Georgia Templiner, Roswitha Vogtmann, Ulrich Wagner, Helmut Weber und Gabi Weinkauf. ¶


Arbeiten der Gewinnerin Kathrin Feser sind in Würzburg aktuell vom 9. März bis zum 17. Mai in einer Gemeinschaftsausstellung (mit Rosário Rebello de Andrade) in den Räumen der Sparkasse Mainfranken Würzburg in der Hofstraße zu sehen.