Nummer – Zeitschrift für Kultur in Würzburg und Weimar
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Editorial
nummer 14

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Kulturschaffende und -interessierte,

es muß jetzt doch einmal gesagt werden: Wir verstehen wirklich nicht alles besser als andere, geschweige denn: überhaupt. Beispielsweise verstehen wir jetzt gerade mal überhaupt nicht, warum, sobald etwas (von jemandem) von uns kritisiert wird, was, weil wir eigentlich alles gut finden, kaum vorkommt, der Kritisierte, seine Anverwandten oder Freunde immer klar erkennen, wir haben niedere, persönliche Gründe, jedenfalls keine sachlichen.

Es tut weh, so durchschaut zu werden, wo wir weder Kosten noch Mühe scheuen, in tagelanger Arbeit und mit oft schon zu vielen Worten, genau dies zu verhindern. Unsere Lust, einen irgendwie Kulturschaffenden, den wir oft persönlich nicht einmal kennen, ein flaues Gefühl zu bescheren, einfach zu bekennen, dazu fehlt uns schlicht die Courage. Statt das Telefonbuch aufzuschlagen, zu wählen und dem Ahnungslosen zu sagen, daß wir ihn nicht kennen, nicht mögen und auch nicht mögen lernen wollen, dechiffrieren wir sein Buch, durchbangen seine Bühnenkunst, sensibilisieren wir unsere völlig abgestumpften Sinne für den Anblick feinsinnigster Malerei und verausgaben uns schließlich unter zu Hilfenahme aller erdenklichen Fremdworte in einem Meta-Text. Vergeblich!

Und das Kuriose: Wir lernen nicht einmal daraus. Dabei gibt es grob nur zwei Möglichkeiten. Entweder wir fühlen uns – wie gesagt – so nichtig, daß wir unsere kleine schmutzige Mißgunst unbedingt sachlich verbrämen müssen, oder die Kritisierten nehmen sich so wichtig, glauben sich so genial, daß ihnen die Möglichkeit, daß sachlich an ihrer Arbeit etwas schief sein könnte, völlig undenkbar erscheint und deshalb eben nur persönliche Gründe für eine Kritik vorliegen können.

Wären wir so ängstlich und die anderen so genial, gäbe es die nummer schon lange nicht mehr, hätte es sie vermutlich nie gegeben.

Viel Spaß bei der Lektüre unserer neuen Ausgabe wünscht

die Redaktion.

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