Nummer – Zeitschrift für Kultur in Würzburg und München
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Der Bad Alchemy-Mann? Saturn.

Unabhängige Medien und Verlage der Region

Gestern 20, morgen 50

Für das Würzburger Bad Alchemy-Magazin häufen sich derzeit die Jubiläen.

von Jochen Kleinhenz

Zur Einführung – neben dem Hinweis, daß der Name »Bad Alchemy« eine Songtitel entnommen ist – eine kleine Zahlenlehre: Die »50« der Überschrift bezieht sich dabei auf die Anzahl der bisher publizierten Hefte (aktuell ist Bad Alchemy 49 erhältlich) – wobei dies lediglich der Kosten-Nutzen-Maximierung geschuldet ist, denn Herausgeber Rigobert Dittmann (RBD), inzwischen zum fifty-something gereift und ansonsten ein unauffälliges Leben im Angestelltenverhältnis führend, reizt das A5-Format des Heftes bis zur Schmerzgrenze aus: kleine Schrift, Zeile an Zeile, und das bei einer Seitenzahl, die die Produktionsstätte gerade noch mit der Drahtrückenbindung bändigen kann – 84 Seiten inkl. Umschlag kann man bei Heft 42 zählen, Heft 44 kommt gleich im Doppelpack: 144 Seiten verdichteter Information zu aller Art von Musik/Kultur abseits des Mainstream verteilen sich auf zwei Hefte – dafür diesmal ohne den obligatorischen Tonträger, der jedem Heft normalerweise beiliegt.

Die »20« – wir haben es bereits in den Shortcuts der nummer 9 erwähnt – bezieht sich auf die Anzahl der Jahre, die RBD nun schon sein ureigenes Steckenpferd reitet. Seit Erscheinen der ersten Ausgabe 1985 ist viel Wasser den Main hinabgeflossen – und viel Post aus dem Hause RBD verschickt worden, denn Bad Alchemy geht vor allem direkt an Abonnenten und an einige ausgewählte nationale und internationale Knotenpunkte des musikalischen Undergrounds (sofern man das so nennen mag).

Anfangs erschien das Magazin als Heft mit Kassettenbeilage, in Kooperation mit dem damals noch in Würzburg ansässigen Recommended No Man’s Land-Laden (2), einem der zentralen europäischen Umschlagplätze für Tonträger von der klassischen Avantgarde bis hin zu obskursten Neutönern; auch als Plattenlabel für eine Handvoll LP-Veröffentlichungen diente der Name.

RBD rezipiert seit der 14. Ausgabe völlig unabhängig vom privaten Elysion aus, was der umgebende »Ocean Of Sound« (so ein Buchtitel von David Toop) an seinen Strand spült.

Nachfolgend ein Interview mit RBD, das neben ein paar wenigen Antworten vermutlich viel mehr neue Fragen aufwirft und wenig zur Klärung, mehr dafür zur weiteren Verunsicherung beiträgt. Das wäre vermutlich im RBDschen Sinne, hat er doch konsequent seit zwei Jahrzehnten allzu plumpe Antworten immer vermieden und stattdessen seinen eigenen Schreibstil in einen »stream of complexness« transformiert, der seinesgleichen sucht.

Wie kam es zur Gründung des Bad Alchemy-Magazins?

RBD: Das Bad Alchemy-Baby hat der Esel beim Tanz auf dem Eis verloren: 1984 war noch genuine Do It Yourself-Zeit, und Magazine oder Labels wur-den ebenso blauäugig wie stündlich gegründet; zeitgleich etwa Out Of Depression in Konstanz und lokal 10-16 Megazine.

Den Antrieb lieferte ein Enthusiasmus, der bei mir zweifach angeheizt wurde. Einmal durch meine Anbindung an Recommended No Man’s Land in der Dominikanergasse 7: ein Label-, Laden- & Mailorderenterprise abseits des Mainstreams, das als Clondike für eine Art Musik fungierte, die ich gerade erst als Spätentwickler kennenlernte und die mir wie ein Wunder vorkam – als die Antwort auf Fragen, die mir nie eingefallen waren, als ein Kick, der gleichzeitig hedonistische Gelüste befriedigte und (kultur-)politisches Engagement versprach (Stichworte: Independent vs. Kulturindustrie, Patchwork der Minderheiten, File under Popular, Bad Girls Go Everywhere …).

Und zweitens, hier in Herbipolis, durch einen Luxus an Livekonzerten mit eben dieser »nichtetablierten / außergewöhnlichen / lebendigen / intelligenten« Musik: Bands wie Skeleton Crew & Debile Menthol im Bursekeller, Cassiber, Lindsay Cooper, David Thomas, Half Japanese u.a. im alten AKW(3).

War das musikalisch oder kulturell wirklich so eine aufregende Zeit? Schon damals – nach den diesbezüglich sicher aufregenden 1970er Jahren – wurde doch eher Pessimismus verbreitet?

RBD: 1984/85 empfanden die Veteranen von 1977–81 als pophistorisch flaue Zeit, während mir in meiner Unbelecktheit selbst die Leeseite dieser furiosen Jahre noch mindblowing vorkam: Nichts als Abschwung und Ausverkauf – Postpunk und Postindustrial drohten in den Waves von New Pop und neudeutsch gewellter Flachköpfigkeit zu versinken, »Avant-« wirkte vom Gegenwind ziemlich mitgenommen.

Dem wollte das ursprüngliche BA-Team als »Erben von Hoffnung und Verzweiflung« (herrje, wie ungeniert man damals den Hl. Sebastian mimte) seinen Minority Report entgegen setzen. Zu allem anderen noch untalentierter, wurde ich zum Schreiben bestimmt; eine 6 in Musik im Abiturzeugnis wurde als faule Ausrede beiseite gewischt.

Was bedeutet »Spätentwickler«? Was hast Du damals gemacht, welcher musikalische Hintergrund spielt neben der Note 6 eine Rolle?

RBD: Im Orwelljahr war ich ein 30-jähriger Verwaltungs-angestellter, der mit schlechtem Gewissen – und zudem vergeblich – Dorf- & Prollmief abzuschütteln versuchte. Was mir an Bodenhaftung fehlte, verschlimmbesserte ich durch besessenes Schmökern und Filmegucken, egal ob Trash oder highbrow. Musik spielte allenfalls die dritte Geige: zwiespältige Erinnerungen an Jugendhelden wie die Doors (»People are strange«) und King Crimson, deren »Confusion will be my Epitaph« genau mein Nichtfunktionieren als »21st Century Schizoid Man« spiegelte. Daneben dann Gustav Mahler und Charles Ives (»Unanswered Question« natürlich), aber auch – lach’ bitte nicht – viel Liedermacher-Innerlichkeit und Feministisches.

Carla Bley und Lindsay Cooper, im Radio gehört, wurden dann ganz konkret zu meinem Sesam-öffne-dich ins No Man’s Land (ich fand dort ihre Platten!). Ihnen verdanke ich quasi mein Heureka von Musik, die so unerhört war, daß sie die literarischen Kicks noch überbot. Live natürlich noch mehr als in Scheibenform oder auf Kassette. Und: man konnte die Musikerinnen und Musiker persönlich kennenlernen (z. B. als Übernachtungsgäste), mit ihnen beim Essen auf Augenhöhe über die schnöde Welt räsonnieren – oder darüber, daß man, statt bloß zu konsumieren und zu lamentieren, irgendwie mitmischen konnte. Ruckzuck war Bad Alchemy Records gegründet, um die irrwitzigen Half Japanese & Jad Fair herauszubringen …

Mit Bursekeller und altem AKW hast Du zwei Orte erwähnt, an denen sich bestimmte Leute als Gäste und/oder Veranstalter gefunden haben, wenn sie sich nicht in einer sog. Szene bewegt haben, die im nachhinein benennbar sein müßte.

RBD: Die Dominikanergasse 7 war Dreh- und Angelpunkt – und weit über Würzburg hinaus die erste Adresse für jeden, der vom Mainstream angeödet zur wilden Seite hin wechseln wollte (»Step across the border«, wie es der Dokumentarfilm über Fred Frith & Co. dann popularisiert hat). Ich fühlte mich dort wie Robinson, als er auf Freitag stieß.

Szene wäre, soweit ich mich erinnere, zu viel gesagt, wenn man das nur lokal festmachen will. Man muß sich klar machen, daß die geliebte Musik – von Ausnahmen abgesehen – in Auflagen von 500 bis 2000 Exemplaren zirkulierte, und zwar global. Zu den Konzerten, zu Frith & Tenko, Tarasov & Chekasin, Gestalt Et Jive, Monochrom Bleu, David Garland, Iva Bittova, Dr. Nerve und sogar John Zorn kam immer nur ein leicht überschaubares Publikum. Was Würzburg 1985–90 trotzdem zu einer Welthauptstadt der »anderen« Musik machte.

Wirklich engagiert waren vor Ort freilich nur einzelne: die beiden No Man’s Land-Macher Jürgen Königer und Edith Walz, Christian Clement im »alten«, später Holger Klüpfel im »neuen« AKW – diese alle mit dem Tourveranstalter Herbert Jugel als hilfreicher Verbindung, die wiederum bis in die Zündfunk-Redaktion des BR reichte.

Aber insgesamt haben wir uns eher als Knoten eines grenzenlosen Netzwerkes gesehen, Label- und Festivalmacher in London (ReR), Zürich (RecRec & Taktlos), Frankreich (AYAA, die MAI- & MIMI-Festivals), Italien (ADN)… Der kosmopolitische Grundzug, der durch fiktive Staaten wie Negativland, der Savage Republik oder des Königreichs Elgaland-Vargalands unterstrichen wurde, gab sogar einem Isolationisten wie mir etwas Weltbürgerliches – für Boheme zu brav, bot sich mir ein unverhofftes Doppelleben an.

Als die No Man’s Landler mich aufforderten, gefälligst zu schreiben über unsere »seltsame & ausgewählte« Musik, bedeutete das dann eben Learning-by-doing. Weitere Freunde und Bekannte aus dem Umfeld haben ebenfalls Texte beigesteuert, und es gab Kenner in Frankreich, Japan, Skandinavien, Russland, Spanien, Tschechien, sogar Brasilien, die ihre Avant- & Outsider-Szenen schilderten. Im musikalischen Niemandsland war das Besondere gerade das, was uns verbunden hat: Unter Wildfremden genügte »Henry Cow« – wie heute noch »Magma« – als Shibboleth. Aber jede Woche raunte man sich neue kryptische Tipps zu: DDAA oder Un Drame Musical Instantané (die hier dann auf dem Filmfestival spielten).

Wir waren der Schwanz zum Hund, das Salz, zumindest aber das Haar in der Thatcher-, Reagan- & Kohl-Suppe: Die Internationale der lachenden Außenseiter, die ja tatsächlich mit einem Überschuß an Vitalität und schrägem Humor auftrumpfte. Someday soon würden Tausende zu Robert Wyatts »At last I’m free« Wunderkerzen schwenken und künftig Gutes tun.

Du schilderst das Szenario Ende der 1980er Jahre. Dennoch hat sich die damalige Label- und Vertriebslandschaft lokal wie international sehr verändert. Recommended No Man’s Land etwa wurde von Gerhard Busse in Berlin übernommen und von dort weitergeführt seit mittlerweile fast zehn Jahren.
Andere, etwa Franz Liebl aus München, der damals die Society for Industrial Arts and Music mitbetrieb (SIAM, mit unregelmäßig publiziertem Fanzine), haben ihr Studium schon lange hinter sich und sind inzwischen selbst Hochschulprofessoren.

RBD: Naja, vielen kleinen Firmen wurde der Investitionszwang der Neuen Medien, die Umstellung auf Computer und CD, zur Faust im Nacken, anderen brach der Erfolg das Genick – Mainstream fressen Minderheiten auf, damalige Größen wie RecRec, SST, Rough Trade und andere gingen wirtschaftlich den Bach runter.

In Würzburg wurde das Autonome Kulturzentrum an den Stadtrand verlegt. Der Freundeskreis AKW, von BA musikalisch geimpft, hat sich wacker um Standort- & Traditionspflege bemüht. Bis 1997 konnte Würzburg weiterhin Bekanntschaft machen mit den Sonicphonics & B Shops For The Poor, Peter Blegvad & John Greaves, Weltstars wie Otomo Yoshihide & Lauren Newton, Min Xiao Fen & Carl Stone, den künftigen Siemens- bzw. Karl-Sczuka-Preisträgern (4) Annie Gosfield und Jon Rose, der Hausmusik-Szene aus Landsberg – durchaus kein Heulen und Zähneklappern also.

Es kam aber schon Anfang der 1990er Jahre zur Trennung von Bad Alchemy und Recommended No Man’s Land, trotz nach wie vor weitgehender Übereinstimmung in den Themen der damaligen Zeit …

RBD: Bad Alchemy ist damals auf ein Ein-Mann-Ding geschrumpft (with a little help of …) und verlor ohne das Recommended-Vertriebsnetz 2/3 der Auflage. Aber Alchemisten können aus der Not genau so gut eine Tugend machen wie aus Dreck Porzellan.
Die Kassettenkompilationen, die bisher zum Heft gehört hatten, wurden ab 1996, schön unzeitgemäß, durch 7«-Vinyl abgelöst und Drähte zur Noise-Szene, meist selbst ehemaligen Kassettentätern, gezogen – die Würzburger Kultformation Telepherique oder Labels wie Staalplaat, Drone und Ant-Zen spielten nun Hauptrollen. Auf dieser Schiene konnten dann sogar Sound Art-Größen wie Achim Wollscheid & Asmus Tietchens, der ebenfalls inzwischen den Karl-Sczuka-Preis bekommen hat, gleich mehrfach nach Würzburg gelockt werden, quasi Freundschaftsbesuche, veranstaltet von der Galerie nulldrei.

Die Hefte dokumentieren auch inhaltlich eine musikalische Akzentverschiebung, weg vom reinen Recommended-Netzwerk und den Protagonisten der Rock In Opposition-Bewegung um die Urformation Henry Cow samt Abkömmlingen, hin zu mehr Elektronik und Geräuschmusik. Aber Deine persönlichen Anti-Pop-Favoriten der jüngeren Vergangenheit spiegeln das kaum wider …

RBD: Gut, aber Leftfield-Electro, exemplarisch Mille Plateaux, ist auch längst wieder im Allerlei versunken (bzw. bei Suhrkamp angekommen). Ähnlich übrigens wie vorher auch schon solche BA-Eckpfeiler wie Recommended oder die NY Downtown-Szene. Wobei das nicht immer nachlassender Qualität geschuldet ist, sondern auch der wetterwendischen Begeisterungsfähigkeit. Dafür sind Chicago, NY-Weirdness, die Bay Area bad alchemystisch heiße Zonen geworden: Jim O’Rourke, Ken Vandermark und das Chicago Underground Duo, W.O.O. Revelator oder Team Up legten, ebenfalls Dank der Galerie nulldrei, hier ganz gut dafür Zeugnis ab, wie ja überhaupt die praktische Vielfalt und Qualität der Plunderphonics, Mixadelics & Sound-Mechanics, über die übrigens Kodwo Eshun (»Heller als Tausend Sonnen«) & David Toop (»Ocean of Sound«, »Exotica«, »Haunted Weather«) faszinierende Bücher geschrieben haben, meinen theoretischen Entropie- und Dystopievermutungen krass widersprechen.

Ich persönlich kann zwischen 1985 und 2005 kein Qualitätsgefälle feststellen, ob nun in durchgehenden Lebenslinien wie bei John Zorn oder David Thomas, oder bei nachgewachsenen BA-Helden wie DJ Spooky, The Flying Luttenbachers, Spring Heel Jack, Sleepytime Gorilla Museum …

Eine wirklich einschneidende Veränderung ist vielmehr, daß Musik bei den Jungen immer weniger das Hauptmedium der Selbstfindung und Distinktion zu sein scheint: man gibt sich selbst unter den Aufgeweckteren lieber mit den angesagten Hypes zufrieden. Niemand-verarscht-Jesus-Sprüche, aber überhaupt kein Gespür mehr für die Verarschung selbst: Nur das besonders Erfolgreiche gilt als etwas Besonderes.

Setzt da auch Deine Anti-Pop-Polemik an? Und beißt sich die nicht mit dem File under popular-Anspruch?

RBD: Im Gegenteil: Die »Populärmusik«, der BA huldigt, wollte und will – simpel gesagt – gegen den kulturindustriellen Zynismus, gegen die menschenverachtende Warenförmigkeit der Lebensverhältnisse, den kulturellen Sektor, wenn man so will, à la Gramsci für selbstbestimmte Information und Kommunikation reklamieren und Unterhaltung dabei radikal humanisieren. Dagegen soll, wenn man der so genannten Pop-Linken folgt, auf die meine Polemik zielt, offenbar das Kulinarische am Ökonomismus ungeniert genossen werden, wenn ich mich ansonsten politisch korrekt zeige, d.h. touristisch weltläufig, pro forma antisexistisch und stramm antideutsch. Soweit, daß sogar der Kapitalismus und seine Schutzmacht U.S.A., als das Mutterland von Pop, in Schutz genommen werden gegen alteuropäische Versuche, den darwinistischen Supermarkt mitsamt seiner Vorwärtsverteidigung madig zu machen. Daß es dabei ums Eingemachte geht, zeigt sich daran, daß gegen die Kritik sogar die Antisemitismuskeule geschwungen wird.

Dann muß man Dich demnach einen alteuropäischen Altlinken schimpfen?

RBD: Na ja, links bin ich nur so instinktiv. Eher war ich ein Kind von Emma Peel & Philipp Marlowe, und Karl Marx war im Vergleich zu Karl May für mich ein Niemand. Nachhaltig an- und aufgeregt haben mich Typen wie Nietzsche, Büchner, Bloch, Theweleit, Sloterdijk oder Peter Weiss. ¶

Bad Alchemy Magazin
c/o R. Dittmann, Franz-Ludwig-Str. 11, D-97072 Würzburg

www.badalchemy.de


Anmerkungen:

(1) Fanzine: Kurzform für »Fan Magazine«, ein Medium, das nicht zuerst aus (objektiven) journalistischen Motiven, sondern aus der subjektiven Faszination zu einem Spezialthema heraus publiziert wird, meist ohne ökonomische Motivation und Rentabilität. Obwohl die meisten Fanzines nicht gratis sind, deckt ihr Verkaufserlös selten die Produktionskosten.

(2) Recommended No Man’s Land, aus dem Anfang der 1980er Jahre gegründeten Plattenladen Atahk entstanden als Label (Edition No Man’s Land, Review Records), Vertrieb und Versand für unkonventionelle Musik; »Recommended« verweist auf das Zentrum eines später international kooperierenden Netzwerks solcher Label/Vertrieb/Versand-Projekte: Recommended Records von Chris Cutler, das dieser Mitte der 1970er initiierte. Seit 1996 führt der Berliner Gerhard Busse, der die Jahre zuvor schon als Konzertagent etliche Gruppen nach Würzburg geführt hatte, No Man’s Land als Label und Mailorder weiter. Mehr Informationen unter www.nomansland-records.de

(3) Der Begriff »altes AKW« bezieht sich – wertungsfrei – auf die früheren Räumlichkeiten des Autonomen Kulturzentrums in der Martin-Luther Straße bis Ende der 1980er Jahre. Das damalige Profil als international geschätzter Auftrittsort für innovative Klänge war aber nicht nur an die örtlichen oder personellen Gegebenheiten gebunden, sondern vor allem an die damalige Zeit. Vergleichbares kulturelles Geschehen unterliegt heute weitestgehend veränderten Bedingungen.

(4) Der 1955 erstmals verliehene und nach dem Hauskomponisten der SWF-Gründerjahre benannte Karl-Sczuka-Preis wurde zunächst für Hörspielmusik vergeben und ist nach Satzungsänderungen der Jahre 1969-72 zur wichtigsten Auszeichnung für avancierte Werke der Radiokunst geworden.


Da fast alle Kanonisierungen der Sub- oder Gegenkultur bis heute glücklicherweise in eng definierten Spezialgebieten stecken geblieben sind – oft nicht einmal richtig überzeugend – lohnt es, den von RBD durch bewußtes Namedropping gelegten Spuren nachzugehen. Hilfestellungen dazu bieten natürlich die Hefte selbst, neben den aktuellen sind noch einige ältere Ausgaben – mit oder ohne Tonträger – erhältlich. Bad Alchemy erscheint 2–3 mal jährlich.