Nummer – Zeitschrift für Kultur in Würzburg und in Odense
< zur nummer 12

Beim Einräumen …
Fotos: Achim Schollenberger

… und Aufhängen

Die Künstlerverbände beim

Einräumen und Aufhängen

von Achim Schollenberger

Sie sind offenbar unvermeidlich, genauso wie die aller-orts aus dem Boden wachsenden Weihnachtsmärkte zu dieser Zeit. Immer dann, wenn sich das Jahr anschickt zur großen Finissage, versammeln sich die Künstlerinnen und Künstler mit ihren Werken in buntangelegten Sammelausstellungen in den diversen Galerien.

Das ist auch heuer nicht anders, und darüber hinaus auch verständlich, warum sollen Künstler und Kunstschaffende nicht am – hoffentlich einsetzenden – Kaufrausch partizipieren. Man bemüht sich dabei um Klasse, zweifellos, gerät aber bisweilen vor lauter Masse in die Schublade des bunten Sammelsuriums. Nun mögen Künstler es nicht, wenn sie in Schubladen gesteckt werden, nimmt doch der Einzelne in der Regel für sich in Anspruch, etwas ganz Unverwechselbares zu schaffen.

Da zeigt sich das Konzept der VKU-Ausstellung »EinFach« geradezu konträr zum Selbstverständnis. Doch warum sollte man nicht einmal humorvoll mit den Wörtern spielen und dazu noch durch die einfache Raumbegrenzung für den Einzelnen Platz schaffen für mehrere? So darf dann auch jeder Teilnehmer ein Fach mit den Dimensionen 46 x 67 x 50 Zentimeter mit Kunst bestücken. Damit das Gerangel um die besten Präsentierplätze gar nicht erst ausbrechen kann, gibt es die Zuordnung durch Losglück. Eine Nummer, ein Fach. Fein säuberlich angeordnet in Gestalt eines raumfüllenden Regals an den Wänden des Würzburger Spitäles. Im Fach herrscht die Freiheit des Einzelnen. Mache er damit, was er wolle, zeige er, was ihm beliebt und wichtig sei. Aber mache er es gut. Das tun dann die Künstler auch nach Herzenslust, und in der Tat sind im Regal einige kleine Kostbarkeiten zu entdecken. Die Palette der Kunst ist angemischt und zeigt das ganze Spektrum der Malerei, Zeichnung, Grafik, Plastik nebst diversem formschönen Kunsthandwerk in den eingeräumten, zum Teil durchdacht gestylten Fächern.

Manches ist dazu moderat im Preis. Aufgerüttelt durch den Verkaufserfolg der Stadtjubiläumsschau »1300 mal klein kariert«, an gleicher Stelle im Sommer 2004, in der einige hundert Exponate zum Einheitspreis von 55 Euro pro Stück über die Spitäletheke gingen, möchte nun mancher Künstler wohl auch in diesem Jahr nach ähnlichem Modus wieder seine Werke den Sammlern oder Geschenkesuchern schmackhaft machen.

Nun darf man vielleicht, gerade um diese Jahreszeit, nicht allzu kritisch solche Ausstellungen beleuchten, denn wer will es verdenken, wenn statt hohen Zielen vielleicht doch das eine oder andere kleine Fünckchen Hoffnung auf einen Verkauf in den Mittelpunkt rutscht. Da sind wohl auch Künstler ganz normale Menschen. Ob das Konzept aufgeht, wird sich zeigen. Ob man in Zeiten des Lustsparens und Konsumverzichts, in der jeder mit Bangen die Zukunft beäugt und Rücklagen für noch schlechtere Zeiten schafft, gerne zu Kunstwerken greift, auch wenn sie wenig kosten, darf bezweifelt werden. »Geiz ist …«, leider überall.

Auch beißt sich irgendwann die Katze in den Schwanz, denn wie sollen die Künstler einmal wieder »angemessene«, höhere Preise für ihre Kunstwerke verlangen können, wenn sie doch jedes Jahr auf der Billigschiene die Kunst direkt zum »preisbewußten« Kunden karren? Der Gewöhnungseffekt durch Aktionen solcher Art ist nicht zu unterschätzen.

Während die Künstler im Spitäle einräumen, hängen die 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der neuen Ausstellung in der BBK-Galerie und im Künstlerhaus im Kulturspeicher ihre Werke traditionell an die Wand oder platzieren sie im Raum. Mit Winterzauber und Weihnachtswelten hat diese Themenschau nun gar nichts im Sinn. Bereits zuvor war sie in der Kochsmühle in Obernburg zu sehen, und nun hat das Würzburger Publikum Gelegenheit nachzuspüren, wie sich die Künstler den mannigfaltigen »Randzonen« nähern.

Die Interpretationen des Begriffs entwickeln sich breitgefächert. Auch hier ist, wie oft bei Themenausstellungen, das Feld weit gesteckt, sind die Grenzen fließend. Ob »Mosi und Hund Daisy« als Randfigu-ren der Gesellschaft, landschaftliche Randgebiete, Konkretes direkt an den Rand der Leinwand platziert, Menschliches existenziell zeichnerisch durchleuchtet oder das Thema zwei- oder dreidimensional formal umgesetzt – die Vielfalt bietet dem Besucher einiges beim lohnenden Gang durch die Räume im Erd- und Untergeschoß.

Ob VKU oder BBK, die Ausstellungen zeigen einige echte Alternativen mit Niveau zum Kunstkauf im Kaufhaus, wo die beliebten »Poster der Kunstgrößen« im gelackten Goldrahmen warten. Warum nicht mal ein Original statt Massenware mit nach Haus nehmen? Etwas, was man nur ganz allein besitzt? Vielleicht ist der lokale Künstler noch nicht so berühmt, aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Im Spitäle gibt es zur Ausstellung eine Tombola, bei der Werke von Künstlern als Preise winken. Dazu läuft auch beim BBK im Kulturspeicher während der Ausstellung eine Benefizaktion der Künstler. Gestiftete Kunstwerke können zu günstigen Preisen erworben werden; der Erlös geht an die Ärzte der Missionsärztlichen Klinik, die im Katastrophengebiet in Pakistan Hilfe leisten.

Wer zu dieser Initiative mehr wissen möchte, kann dies beim Künstlercafé am Sonntag, 4. Dezember, um 11 Uhr in der BBK-Galerie tun. Dann werden Ärzte von ihrer Arbeit dort berichten. ¶


»EinFach«
VKU Winterausstellung
im Spitäle, Würzburg
27. 11.–30.12.2005
Dienstag bis Donnerstag 11–18 Uhr, Freitag 11–20 Uhr
Samstag und Sonntag sowie
1. und 2. Weihnachtsfeiertag 11–18 Uhr.
Montag und Heiligabend geschlossen.

www.vku-kunst.de


»Randzonen« – 16 Künstlerinnen und Künstler beziehen Stellung in Malerei, Objektkunst und Installation
BBK-Galerie und Künstlerhaus im Kulturspeicher Würzburg
25.11.–18.12. 2005
Dienstag und Mittwoch 11 bis 18 Uhr,
Donnerstag bis Samstag 13–20 Uhr,
Sonntag 11–18 Uhr.

www.bbk-unterfranken.de