Nummer – Zeitschrift für Kultur in Würzburg und in Odense
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Editorial
nummer 12


Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Kulturschaffende und -interessierte,

das Jahr neigt sich dem Ende zu, und auch innerhalb der Redaktion spürt man eine sich breitmachende Zufriedenheit mit dem, was mittlerweile hinter uns liegt: über 400 Heftseiten mit Texten über und Bildern von der hiesigen Kulturszene. Sicher ist nicht alles immer optimal gelaufen, vor allen Dingen müssen auch wir selbst feststellen, daß bei aller Menge an Informationen, die wir liefern konnten, doch einiges auch unter den Tisch gefallen ist. Die Kunst beim Magazinmachen besteht nun mal im Weglassen können, der Fluch im Weglassen müssen.

Weglassen können wir die mancherorts üblichen Listen mit Tops und Flops des vergangenen Jahres ebenso wie die Wünsche, ob fromm oder nicht, für das kommende. Wir würden uns ja eh nur wieder noch mehr Abonnentinnen und Abonnenten wünschen, um das Heft auf eine vernünftige finanzielle Basis zu stellen – aber genug davon: Es ist wohl selbst bei klarer Formulierung nicht zu vermitteln, daß es nicht darum geht, daß Sie das Heft mit einem Abo bequem in den Briefkasten geliefert bekommen, sondern daß wir es gerne sähen, wenn Sie die paar Euro in ein kulturelles Projekt wie das unsere investieren würden.

Tatsache ist: liegt die nummer mal nicht am gewohnten Ort aus, wird das bei uns telefonisch moniert. »Guten Tag, hier ist XY, meine Kunden fragen nach der neuen nummer. Die ist doch sonst immer schon um diese Zeit da. …« Klasse! Da würde ja sogar das Argument mit dem Briefkasten ziehen …

Gut, wir freuen uns trotzdem, daß es ein reges Interesse an unserer Arbeit gibt, und werden natürlich auch im nächsten Jahr wieder zur Stelle sein, wenn es um unabhängige Kulturberichterstattung geht. Allerdings werden wir das neue Jahr etwas gemächlicher angehen und die nächste nummer erst um den 20. Januar herausbringen, die dann auch noch für Februar gilt; die übernächste folgt dann Anfang März, und dann geht es wieder munter im monatlichen Turnus weiter.

Doch halt: bevor alles wieder so weiter geht, hätten wir doch noch einen Wunsch. Hinsichtlich mancher Texte wurde vereinzelt Unmut geäußert – speziell solche Texte, die sich kritisch oder sogar ablehnend äußern, sorgten für kleinere Ärgernisse. Ärgernisse, die sich vom Nörgeln hinter vorgehaltener Hand bis zum (fruchtlosen) Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen vermeintlichen Verstoßes gegen das Presserecht bemerkbar machten. Da würden wir uns dann doch einen etwas souveräneren Umgang mit Kritik im Allgemeinen, mit uns im Speziellen und mit der je eigenen Betroffenheit im Besonderen wünschen. Schließlich lesen Sie hier die Meinung Einzelner, die sich nur dadurch von der Meinung der meisten anderen unterscheidet, daß sie publiziert wird. Und die Frage nach der Kompetenz einer Autorin oder eines Autors lediglich dann zu stellen, wenn der Text nicht den eigenen Erwartungen und Vorstellungen entspricht – also, was soll man denn davon halten? Presse- und Meinungsfreiheit sind kostbare Güter, und bevor Sie mit der juristischen oder einer sonstigen Keule zum Schlag ausholen, sollten Sie mal kurz darüber nachdenken, was Sie im einzelnen gewinnen und viele in der Gesamtheit verlieren könnten.

Vorschlag zur Güte: Machen Sie doch Ihr eigenes Heft – wir haben auch bei Null angefangen, Sie könnten also das Gleiche auf die Beine stellen. Sie benötigen lediglich, neben ein paar Werkzeugen: Humor, Neugierde, Artikulierungsgabe, überdurchschnittliches Engagement (auch der Menschen in ihrem privaten Umfeld) und ein »dickes Fell«.

Das alles haben Sie? Na, dann kommen Sie doch zu uns und machen hier mit! Sie lesen lieber, anstatt zu schreiben? Dann können Sie trotzdem mitmachen – als Abonnentin oder Abonnent!

Ihnen allen schon jetzt einen guten Beschluß und ein glückreiches neues Jahr 2006 wünscht

die Redaktion