Nummer – Zeitschrift für Kultur in Würzburg und Gambach
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Thomas Römer.
Foto: Archiv W. Salomon

Nachruf auf Thomas Römer
(* 01.12.1952 † 30.03.2005)

Like a Rolling Stone

von Wolfgang Salomon

Geplant war eine Recordingsession mit dem Arbeitstitel »Palermo«, Ende Mai, Anfang Juni 2005 im Studio Nassau. Es sollte ein neues Kapitel von Munju-Musik aufgeschlagen werden.
Irgendwann in den späten 1960ern waren wir zusammen auf derselben Schule, am Wirsberggymnasium, und hatten denselben Schulweg – Leidensgenossen also! Bereits 1968/69 haben Thomas und ich mit einem Mehrspur-Aufnahmegerät Marke »Telefunken« und allerlei selbstgebastelten Instrumenten experimentiert und für den damaligen Musikgeschmack sehr abgefahrene Musik aufgenommen.

Bernhard Potschka setzte dieser aus heutiger Sicht hochinteressanten »Ugly-Songs-Phase« ein Ende: Wir sollten etwas spielen, was die Leute hören möchten, und das war Anfang der 1970er Blues und Rock. Irgendwann hatte Thomas dann auch sein erstes richtiges Schlagzeug, ein blaues »Hayman« mit Zildijanbecken, Ludwig-Fußmaschine und Hi-Hat – aber auch damals schon immer einen Ständer für die »Extra-Extras« z. B. ein echtes, klingendes Sägeblatt.
Mit diesem Outfit und einem enormen Selbstbewußtsein, nicht nur wegen der langen Haare, gewannen wir als Newcomerband Pozzokko einige Beat-Wettbewerbe. In diese Zeit fiel auch irgendwann das Ende von Thomas’ Schwimmerkarriere. Trotzdem, für die Band war es damals supercool, zumindest eine zeitlang, einen amtierenden bayrischen Meister am Schlagzeug zu haben!

Direkt nach seinem Schlagzeugstudium an der Grazer Jazz-Schule tourte Thomas mit der Funk- und Soul-Band Vic Pits and the Cheaters durch viele NCO-Clubs in der BRD und hatte dann rechtzeitig zu den 1970ern das Schlagzeugspielen so richtig »drauf« …
Zurück in Würzburg beteiligte er sich an den Aktivitäten der lokalen Musikszene und gründete die Band »Labskaus«. April 1974 war der Start für Munju. Als Schlagzeuger, Tour-Promoter, Chefdesigner, um nur einige Aufgabenbereiche zu nennen, war Thomas der Motor der Band. Seine Art, gerade auch ungerade Taktmetren elegant und mit enormem Drive zu spielen, war eines seiner Markenzeichen. Thomas bewunderte auch Charly Watts von den Rolling Stones, vor allem dessen effektives, ergonomisch sparsames Spiel. Seine eigene Auffassung vom Schlagzeugspielen war aber eher wie ein Steinschlag, eine Geröllawine aus Felsbrocken, rollenden Steinen und Kieseln, die durchaus fähig war, den Hörgewohnheiten abgestumpfter Zeitgenossen eine »akustische Schmirgelung« angedeihen zu lassen (mehr Info und Hörbeispiele unter www.munjumusic.com).

Thomas Römer blieb auch in den 1980ern der Bühne treu. Direkt von den Festival- und Jazzclub-Bühnen stieg er als Bühnenhandwerker bei den Richard-Wagner-Festspielen in Bayreuth ein und machte 1988 seine Theatermeisterprüfung.
Als technischer Leiter arbeitete er in Bochum beim »Starlight Express«, Lighthouse Berlin, Theater Trier, Festival-Seebühne Zell am See, Festspielhaus Baden-Baden, Estrel Convention Center Berlin, Konzerthaus Dortmund, Weststadthallen Essen – und immer wieder als Dreh- und Angelpunkt in Bayreuth.
Sein Wissen und seine Erfahrung auf diesem Gebiet ist in dem Fachbuch »Musiktheater in der Praxis« im Laaber-Verlag 2003 nachzulesen.

2004 führte ihn sein Weg nach China: Am Hangzhou-Grand-Theatre war eine seiner Aufgaben »die Schaffung von Standards zur technischen Durchführung von Festivals, Konzerten, Opern, Operetten und Ballettaufführungen«.
Leider konnte er aufgrund seiner schweren Krankheit diese Aufgabe in China nicht zu Ende bringen. Im November 2004 holte ihn sein Bruder Rainer Römer zurück nach Baden-Baden. Er lebte dort zusammen mit Petra Stalbus und verstarb am 30. März 2005.
Thomas hinterläßt zwei Töchter, Stella und Felicitas, und seine Enkelin Luna. ¶

Kondolenzbekundungen bitte an:
Stella Caric, Fürbringerstr. 26, 10961 Berlin


Stellvertretend für die Anteilnahme vieler Freunde von Thomas sei hier eine E-Mail des Musikers Lars Hollmer aus Schweden angefügt:

To Thomas Franziskus Maria Römer

Dear Thomas,
It was a pleasure to meet you and to be your friend.
We haven’t seen each other for some time, but we have shared some beautiful moments in the past.
I have been following your struggle from distance and I hoped you should win over your disease this time too with your big energy and positive attitude.
But it was too strong.

Rest in peace
We miss you