Nummer – Zeitschrift für Kultur in Würzburg und Gambach
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Peter Hellmund.
Foto: Akimo

Der Buchverleger Peter Hellmund

»Daraus sollte man ein Buch machen ...«

von Achim Schollenberger

Der lapidare Satz stand am Anfang des Werdegangs von Peter Hellmund zum Buchverleger. Ein Treffen mit zwei Damen in einem Würzburger Café, ein spontaner Gedankenaustausch und eine zufällig mitgebrachte, vollgeschriebene Kladde der Theatersouffleuse Cornelia Boese hatte die Idee hervorgebracht. Aus einem spontanen Kaffeegeplauder entstand ein Kleinverlag mit einigen veröffentlichten Büchern, sieben um ganz genau zu sein.

Ans Büchermachen hatte der 1964 in Wolfsburg geborene Jungverleger schon vorher gedacht, allerdings eher in Form von Gestaltung und Layout. Nachdem er sich mehrere Monate nach der erfolgreichen Magisterprüfung in den Fächern Geschichte und Politische Wissenschaft in der Unibücherei herumgetrieben und an der Doktorarbeit über die Olympischen Spiele 1972 in München gebastelt hatte, spürte er, daß ihm dies einfach zu lange dauern würde. Dazu kam der profane Zwang des Geldverdienenmüssens. Also beendete er sein Studium vorzeitig und verdingte sich in der freien Wirtschaft als Werbetexter und Journalist. Als Seiteneinsteiger über den Text kam er so zum Grafik-Design und zur Buchgestaltung für Verlage. Seit 2001 ist er auch sein eigener Chef im Buchverlag Peter Hellmund. Der hat in einer Bürogemeinschaft von Designern und Computerfachleuten in der Würzburger Rosengasse seine Nische gefunden. Ein Zimmer, funktional eingerichtet, die Wände hellgrün und weiß. In einer Wandvertiefung steht das übersichtliche Buchsortiment: Drei Bände von Cornelia Boese, drei von Schoppenfetzer-Krimiautor Günther Huth und ein schmaler Band mit dem Titel »unentdeckt. Würzburger Stadtschreiber«. Die Sammlung mit Kurzgeschichten und Gedichten von sechs lokalen Autoren ist das jüngste Projekt im Programm.

»Wir hatten damals einfach Glück«, erinnert sich Peter Hellmund. »Die humorvollen Reime von Cornelia Boese sind einfach gut, und wir wollten ein richtiges Buch machen, etwas Gescheites mit festem Einband und Lesebändchen. Da niemand wußte, wer das finanzieren und verlegen könnte, blieb uns nur übrig, das Ding selbst durchzuziehen. Dazu hatte ich Lust, eigene gestalterische Ideen mit einzubringen. Natürlich hatten wir zunächst keine Ahnung, wie das alles gehen sollte. Das Format mußte festgelegt werden, der Einband, die Höhe der Auflage …«
5000 Mark hat Hellmund dann in das Projekt gesteckt, einen Verlag gegründet und 2000 mal »Ich bin der unsichtbare Herrscher in einer magischen Welt« drucken lassen. Das war schon sehr gewagt für einen Gedichtband, bedenkt er heute. »Wir hatten 800 zu verkaufende Exemplare kalkuliert damit die Druckkosten wieder reinkommen, und dann bin ich mit den Sachen unterm Arm losgezogen in die Würzburger Buchhandlungen. Manche haben das kleine Buch an der Kassentheke als Blickfang präsentiert. Und zum Glück lief der Verkauf am Würzburger Stadttheater, wo Cornelia arbeitet, ziemlich gut. Vom Verkauf dort bekam das Theater zwei Mark pro Buch.« Kunstsponsoring durch Künstler quasi.

Der Erfolg des Bandes hat dann alle überrascht. Innerhalb eines Jahres war die erste Auflage vergriffen, die zweite folgte. Das verdiente Geld wurde in das nächste Projekt gesteckt. Echte Verkaufsschlager aus lokaler Sicht sind mittlerweile die drei Schoppenfetzer-Krimis von Günther Huth (siehe auch Artikel in nummer 4). Die gehen, so Peter Hellmund, mittlerweile »wie geschnitten Brot« über die Ladentheke. 90 Prozent laufen natürlich hier im Umfeld, sein Buchverlag beschränkt sich ganz bewußt auf die Region. Mittlerweile besitzen der Herausgeber und die Autoren die Erfahrungswerte, die nötig sind, um die Bücher halbwegs rentabel zu machen, reich werden kann man aber davon nicht. Das größte Plus auf der Habenseite ist sowieso das Engagement und die Begeisterung für die Sache. Es macht Peter Hellmund echte Freude, die Bücher zu gestalten, und die Autoren fühlen sich offenbar in seinem Verlag gut aufgehoben. Und wenn die Bücher in Würzburg und darum herum erfolgreich ihre Käufer finden, motiviert das zusätzlich.

Für den Herbst ist Band vier der Schoppenfetzer-Krimis und ein weiteres Werk von Cornelia Boese fest eingeplant. Peter Hellmund freut sich schon auf das nächste Buch. »Es ist einfach toll, wenn man das erste frische Exemplar aus der Druckerei in den Händen hält. Das fühlt sich gut an, das hat schon was.« ¶


Verlagsprogramm Peter Hellmund:

Cornelia Boese:
Ich bin der unsichtbare Herrscher einer magischen Welt – Heitere Verse
80 Seiten, gebunden, ISBN 3-9808253-0-2, € 9.–

Gaulimauli – Eine vergnügliche Reim-Reise mit und zu Mozart
100 Seiten, gebunden, Scherenschnitte von Sara Buschkühl, ISBN 3-9808253-1-0, € 11.–

Von Räubern, Feen und großen Geistern – Würzburger Künstlergeschichten
100 Seiten, gebunden, Zeichnungen von Bärbel Taylor, ISBN 3-9808253-3-7, € 12.–

Günter Huth:
Der Schoppenfetzer und die Silvanerleiche
159 Seiten, Broschur, ISBN 3-9808253-2-9, € 9.–

Der Schoppenfetzer und der Tod des Nachtwächters
167 Seiten, Broschur, ISBN 3-9808253-4-5, € 9.–

Der Schoppenfetzer und das Rotweingrab
156 Seiten, Broschur, ISBN 3-9808253-6-1, € 9.–

Verschiedene Autoren:
unentdeckt – Würzburger Stadtschreiber
130 Seiten, Broschur, ISBN 3-9808253-5-3, € 9.–¶