Nummer – Zeitschrift für Kultur in Würzburg und Berlin
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Szene im Havanna-Club beim Africa-
Festival 2003.
Foto: Weissbach

Africa-Festival –
eine Art Vorspann

Sachliche Kritik bedarf einer soliden Grundlage in Antipathie, Aversion, Vorurteilen und z. B. Neid, und so sich all das noch um eine über jeden Tadel erhabene Persönlichkeit schlingen läßt, soll man getrost ans Werk gehen.
In Sachen Africa-Festival gibt der Prinzipal des Events, Stefan Oschmann, dafür eine gute Figur ab. Man findet ihn meist im VIP-Bereich, er kommt aus wohlhabenden Hause, ist verheiratet und Sexualtherapeut, hat sogar schon ein Bundesverdienstkreuz, und er kennt Miriam Makeba persönlich. (Daß er journalistische Kritik an seinem Festival gerne schon im Keim zu ersticken trachtet, etwa durch persönliche Intervention in diversen Redaktionen gegen einzelne Mitarbeiter, das sehen wir ihm nach. In puncto Meinungsfreiheit sind wir längst nicht mehr kleinlich.) Dennoch verzichten wir auf eine kritische Vorbetrachtung des 17. Africa-Festivals und erzählen lieber eine kleine Geschichte:
Es war einmal eine Eröffnungsveranstaltung eines Africa-Festivals in Würzburg. Gar nicht lang her. Viele Gäste waren angereist aus fernen afrikanischen Landen. Kulturminister. Botschafter. Sogar Stammesfürsten sollen in ihrer landestypischen Kleidung untergemischt gewesen sein. Die mußten natürlich alle – nein, nicht alle: nur die wirklich Wichtigen – aufs offizielle Pressefoto.
Es gehört sich, daß unter einem Pressefoto – vom Feature abgesehen, wo darauf schon mal verzichtet werden kann – auch die Namen der Abgebildeten genannt werden. Also zum Beispiel: »Würzburgs Oberbürgermeisterin Pia Beckmann, der Prinzipal Stefan Oschmann, und ...« als Fotograf konnte man in dem Durcheinander gar nicht alle nach ihrem Namen fragen, also vertraute man darauf, daß die Organisatoren einem würden helfen können. Fehlanzeige.
Vielleicht hätte man den Namen des Ministers nach eindringlichem und hartnäckigem Anfragen noch halbwegs hinbekommen. Aber selbst die Presseverantwortlichen des Festivals wie auch das Presseamt der Stadt zeigten sich überfordert: Niemand hatte sich die Mühe gemacht, die Namen der hochrangigen, afrikanischen Gäste ... Warum auch, es ging ja nur um ein Bild (das dazu passende Shakespeare-Zitat fällt mir vermutlich nicht mehr ein). Ob ich jetzt wohl noch eine Pressekarte bekomme?

Wolf-Dietrich Weissbach