Nummer – Zeitschrift für Kultur in Herbipoli et Armoricae
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Foto: Florian Hammerich

Thomas K. Kopp
Foto: Ivo Knahn
Nach einem Jahr

tanzSpeicher im Gespräch

Mit dem Stück Tischgespräche begann am 14. Februar vor einem Jahr die erste Spielzeit des tanzSpeichers. Die Idee, die dem tanzSpeicher mit Sitz im Kulturspeicher zugrunde liegt, entstand bereits vor zehn Jahren: Ein Theater ausschließlich für den Zeitgenössischen Tanz!

Initiator und Motor war und ist der freie Choreograph und Tänzer Thomas K. Kopp. »Mit dem tanzSpeicher lebe ich meine Rolle als Choreograph erst richtig«, so der Theaterleiter Kopp. Seine Tischgespräche wurden in diesem ersten Jahr bereits 28 Mal aufgeführt. Und auch im Spielprogramm für das nächste Jahr ist der Publikumsliebling Tischgespräche wieder enthalten – ein Stück, das den Zuschauer mit der Frage nach notwendiger persönlicher Distanz konfrontiert.

Nicht nur hauseigene Darbietungen füllten den Keller des Kulturspeichers, auch die Gastspiele erregten das ganze Jahr über reges Interesse. Eine weitere Erfolgsgeschichte erzählt die Tanzlandschaft 2004, die dieses Mal vom 11. bis 21. November im tanzSpeicher stattfand. Große Namen des Zeitgenössischen Tanzes wie Jochen Roller und Xavier Le Roy und viele andere ausgefallene Produktionen waren Teil der erfolgreichen dritten Würzburger Biennale für Zeitgenössischen Tanz.
»Die Tanzlandschaft 2004 war ein Rausch. Es war eine organisatorische, körperliche sowie geistige Meisterleistung, die uns gelungen ist«, empfindet das Mitglied der hauseigenen Kompanie, Katharina Lehmann. Für den Theaterleiter Thomas K. Kopp war die Organisation der Tanzlandschaft 2004 der zweite größere Angstmoment des gesamten ersten Jahres. Erstmals befiel ihn Besorgnis unmittelbar vor der Eröffnung des tanzSpeichers: Die Bestuhlung konnte nicht mehr aus eigenen Mitteln geleistet werden. Ein Spendenaufruf verhalf dem Theater zu seiner heutigen maximalen Auslastung von 120 Sitzplätzen.

Neben Zuschüssen der Stadt finanziert sich das freie Theater zum Großteil durch Sponsoren. Innovative Ideen wie die finanzielle Patenschaft für einen Stuhl oder für notwendige Scheinwerfer decken im Moment den Bedarf gerade so. »Das Halten des tanzSpeichers bleibt weiterhin ein Problem«, so Kopp. Ob er schon einmal mit dem Gedanken des möglichen Scheiterns gespielt hatte? Überzeugt von der Notwendigkeit einer Plattform für Zeitgenössischen Tanz, schloß er ein völliges Desaster von vornherein aus. Und sowohl die 98 % Zuschauer-auslastung des Theaters im ersten Jahr, Publikum, das inzwischen selbst aus Aschaffenburg und Nürnberg angereist kommt, und die rege Resonanz vor allem auch bei der deutschlandweiten Szene des Zeitgenössischen Tanzes, sprechen eindeutig für sein Konzept.

Die vier tragenden Säulen des tanzSpeichers sind: Ein Forum für die lokale und regionale Tanzszene zu sein, Festivals und Sonderveranstaltungen zu etablieren, Gastspiele nationaler und internationaler Kompanien erfolgreich zu integrieren und natürlich die hauseigenen Produktionen zu bieten.
Wie schon der äußerst erfolgreiche Premierenabend der Tischgespräche zeigte, kann der tanzSpeicher auf eine ausdrucksstarke und begeisternde Kompanie aufbauen. Die sechs Tänzer – Katharina Lehmann, Steffi Römer, Ilona Schiftner, Thomas K. Kopp, Hannes Langolf und Marie Preußler – werden im nächsten Jahr verstärkt Gastauftritte wahrnehmen, um vorhandene Netzwerke zu festigen oder neue aufzubauen.

Die Szene des Zeitgenössischen Tanzes ist klein, man kennt sich und man lebt vom regelmäßigen Austausch. Dieser familiäre Charakter ist bereits im tanzSpeicher zu spüren. »Wir sind eine Familie, und unser gemeinsames Thema ist der Zeitgenössische Tanz«, beschreibt es Katharina Lehmann, die von Anfang an bei der Gruppe um Thomas K. Kopp tanzte. Sie nennt Kopp den »Motor, der unheimlich viele Visionen in sich trägt«.
Er selbst bestätigt, ganz dem Zeitgenössischen entsprechend, seinen Willen zur ständigen Entwicklung und Veränderung. Eine Vision für den Herbst 2005: Drei verschiedene Stücke von drei verschiedenen Choreographen, die von der gleichen dreiköpfigen Tänzergruppe realisiert werden.
Als Geschenk zum Einjährigen wird im April eine Koproduktion zwischen Thomas K. Kopp und Stefan Dreher aus Belgien auf der Bühne des tanzSpeichers zu begutachten sein. Station to Station soll innerhalb von nur zehn Tagen in Zusammenarbeit mit Drehers eigenen Tänzern und denen des tanzSpeichers einstudiert werden.

Absoluter Höhepunkt wird natürlich die Deutschlandpremiere des Solos von Jessica Iwanson, Leiterin der Münchner Iwanson Schule im Würzburger tanzSpeicher. »Jetzt geht’s richtig los …« so Thomas K. Kopp.

Diana Feuerer

»Company in residence« (hauseigene Kompanie):
Katharina Lehmann, Steffi Römer, Ilona Schiftner, Thoma K. Kopp, Hannes Langolf und Marie Preußler.

Spielplan Februar–Juni 2005:
26./27. Februar »und dann…?« – Jessica Iwanson

12./19. März »Tischgespräche« – Thomas K. Kopp & Kompanie

8./9./10. April »Station to Station« – Stefan Dreher & Thomas K. Kopp
23. April »works in progress« Tänzerische Vorausbildung

07. Mai »München Paket«

04./05. Juni »Streiflichter, version 1.5« – Thomas K. Kopp & Kompanie
18./25. Juni »Tischgespräche« – Thomas K. Kopp & Kompanie